Die »Person« ist kein Synonym für »Mensch«, sondern eine soziale Existenzweise für menschliche und nichtmenschliche Wesen. Während die Person der Moderne an das Private gebunden ist, wird sie mit der Digitalisierung neu situiert. Fabian Pittroff analysiert diese Entwicklung in einer Serie von Studien, die sich umfassenden Aspekten widmen: der Sozialtheorie der Person, der Geschichte des Privaten, der Krise demokratischer Institutionen, der avantgardistischen Postprivacy-Bewegung, der Digitalisierung der Freundschaft, der Produktion von Selfies und den Vorhersagungen der Datenökonomie. Dabei zeichnen sich zwei Modi der Personalisierung ab: Während die private Person auf ein Zentrum hin ausgerichtet ist, existiert die verteilte Person dezentral.
Die "Person" ist kein Synonym für "Mensch", sondern eine soziale Existenzweise für menschliche und nichtmenschliche Wesen. Während die Person der Moderne an das Private gebunden ist, wird sie mit der Digitalisierung neu situiert. Der Autor analysiert diese Entwicklung in einer Serie von Studien, die sich umfassenden Aspekten widmen: der Sozialtheorie der Person, der Geschichte des Privaten, der Krise demokratischer Institutionen, der avantgardistischen Postprivacy-Bewegung, der Digitalisierung der Freundschaft, der Produktion von Selfies und den Vorhersagungen der Datenökonomie. Dabei zeichnen sich zwei Modi der Personalisierung ab: Während die private Person auf ein Zentrum hin ausgerichtet ist, existiert die verteilte Person dezentral.
Die Enthüllungen des ehemaligen US-amerikanischen Nachrichtendienstmitarbeiters Edward Snowden aktualisieren in neuer Weise soziale Transformationen im Zuge der Digitalisierung. Die Veröffentlichungen bringen auf den Punkt, wie digital-vernetzte Praktiken klassische Institutionen und Routinen der Moderne erschüttern. Auch Privatheit wird in dieser Weise verunsichert. Die Krise dieses traditionellen Ordnungskonzepts hat zur Folge, dass sich Interessierte in Sorge um die Sache versammeln. Dabei herrscht kein einheitliches Verständnis vom Privaten, sondern es ist gerade die Verunsicherung der gemeinsamen Angelegenheit, die zu neuen Kontroversen um das Issue Privatheit zwingt. In dieser Situation der Perplexität lohnt es sich, von Definitionsversuchen abzusehen und stattdessen die Kontroversen zu untersuchen, in denen Privatheit als Streitsache neuverhandelt oder restabilisiert wird. Die Frage ist dann nicht nur, welche Privatheit gebraucht oder gewünscht wird, sondern auch wie Privatheit als umsorgte Angelegenheit verhandelt wird. Auf den Tisch kommt so nicht zuletzt die Frage nach den Resilienzressourcen der Politik: Welche Formen kann und wird Demokratie annehmen, um im Zuge gegenwärtiger Transformationen Privatheit neu zu formieren? Um zu erfahren, wie sich demokratische Aushandlungsformen reproduzieren oder transformieren, hat es sich bewährt, in konkrete Kontroversen einzusteigen, um fallspezifisch zu erfassen, wie die jeweils umstrittene Angelegenheit definiert und umkämpft wird. Dahinter steckt die Annahme, dass politische Aushandlungen nicht zu trennen sind vom jeweils Ausgehandelten – die umkämpfte Sache konfiguriert die Arena ihrer Aushandlung. Deshalb ist es sinnvoll, von einem Problemfall auszugehen und zu beobachten, wie dieser kollektiv erarbeitet wird: "First define how things turn the public into a problem" (Latour). ; Also available via the publisher: https://doi.org/10.19211/KUP9783737603072
Slides for a presentation on the German Parliamentary Committee investigating the NSA surveillance disclosures. ; Find more detailed information on this topic here 10.19211/KUP9783737603072 (German) or here 10.14763/2016.3.426 (English)
Slides for a presentation on the German Parliamentary Committee investigating the NSA surveillance disclosures. ; Find more detailed information on this topic here 10.19211/KUP9783737603072 (German) or here 10.14763/2016.3.426 (English)
Slides for a presentation at the 38th congress of the German Sociological Association (GSA) at the University of Bamberg. Einer der wichtigsten Klassiker der Privatheitstheorie ist Beate Rösslers "Der Wert des Privaten" (2001), in dem die Sozialphilosophin eine Bestimmung dieses Wertes und seiner Bedeutung für Gesellschaft und Demokratie unternimmt. Auch wenn das Private während seiner Geschichte immer auch unscharf und umstritten war (Geuss 2013), scheint es im Zuge der Digitalisierung und ihrer Praktiken doch zu einer epochalen Verunsicherung von Privatheit zu kommen (Ochs 2015). In dieser Situation kann es sinnvoll sein, davon abzusehen, den Wert des Privaten zu bestimmen, um stattdessen zu analysieren, *wie* dieser Wert in aktuellen Kontroversen stabilisiert oder neuverhandelt wird. Statt der Suche nach einer fixen Sozialordnung und ihrer passenden Privatheit, müssten dann Kartografien von Entgrenzungs- und Neubewertungsprozessen ins Zentrum rücken. Eine Kontroverse radikaler Neubewertung von Privatheit findet sich in der Debatte um das Issue Postprivacy (Lamla 2013), in der die Idee verfolgt wird, Privatheit könnte langfristig nicht zu bewahren sein und ihr Verschwinden sei möglicherweise zu begrüßen oder zu beschleunigen (Heller 2011). Am Beispiel der Postprivacy-Kontroverse will ich zeigen, wie bei der Suche nach neuen Lösungen für neue Probleme, auch die Frage der Bewertung des Privaten neu gestellt wird. Dabei will ich die aktuelle Entgrenzung und Neubewertung des Privaten darlegen, und auf dieser Basis abschließend der Frage nachgehen, ob der aktuellen Neubewertung des Privaten eine Transformation jener Konstellationen zugrunde liegt, aus denen hervorgeht, wie Menschen in soziale, materielle und technische Umwelten eingebunden werden und sich selbst einbinden.
Slides for a presentation on privacy and trust infrastuctures at the 11th workshop for consumer research organised by the Kompetenzzentrum Verbraucherforschung NRW. ; See for more information (in German): https://doi.org/10.15501/kvftp_11
The surveillance disclosures triggered by Snowden have fueled the public re-negotiation of privacy. To follow resulting controversies we present a methodology that links social worlds theory to approaches asking for the democratic governance character of issue-centred arenas. After having outlined this approach it is put to the test. We analyse and compare two cases: the Schengen/National Routing, and the Parliamentary Committee investigating the NSA surveillance disclosures. The analysis reveals two oscillating governance modes at work in the privacy arena; their interplay results in an obstruction. Based on this observation we finally provide a diagnosis of possible future arena trajectories.
The surveillance disclosures triggered by Snowden have fueled the public re- negotiation of privacy. To follow resulting controversies we present a methodology that links social worlds theory to approaches asking for the democratic governance character of issue- centred arenas. After having outlined this approach it is put to the test. We analyse and compare two cases: the Schengen/National Routing, and the Parliamentary Committee investigating the NSA surveillance disclosures. The analysis reveals two oscillating governance modes at work in the privacy arena; their interplay results in an obstruction. Based on this observation we finally provide a diagnosis of possible future arena trajectories. ; Also available via the publisher: https://doi.org/10.14763/2016.3.426
In Reaktion auf die Enthüllungen Edward Snowdens und die dadurch aktualisierte Krise der Privatheit tritt die Reterritorialisierung des Digitalen als Reaktionsweise zeitgenössischer Demokratien auf den Plan. Verwerfungen im Zuge zunehmend globalisierter Datenströme sollen nach altbekanntem Muster der territorialen und nationalenContainergesellschaften gekittet werden. Reterritorialisierung adressiert dabei einen digital induzierten Wandel und versucht, Antworten zu geben auf Fragen der gegenwärtigen Neukonfiguration des Verhältnisses von Demokratie und Gesellschaft. Die Kartografie der dynamischen Arena um das umstrittene Konzept Privatheit liefertempirische Erkenntnisse zu einem der meistdiskutierten sozialen Ordnungsmechanismen und zeigt, wie die politische Suche nach Lösungen angesichts der tektonischen Veschiebungen der Digitalisierung mit bestehenden Institutionen, Routinen und Ressourcen verbunden bleibt. Die Publikation präsentiert Ergebnisse des BMBF-Projektes "Kartografie und Analyse der Privacy-Arena", an dem die Disziplinen Soziologie, Rechtswissenschaft und Philosophie/Ethik beteiligt sind.
In Reaktion auf die Enthüllungen Edward Snowdens und die dadurch aktualisierte Krise der Privatheit tritt die Reterritorialisierung des Digitalen als Reaktionsweise zeitgenössischer Demokratien auf den Plan. Verwerfungen im Zuge zunehmend globalisierter Datenströme sollen nach altbekanntem Muster der territorialen und nationalen Containergesellschaften gekittet werden. Reterritorialisierung adressiert dabei einen digital induzierten Wandel und versucht, Antworten zu geben auf Fragen der gegenwärtigen Neukonfiguration des Verhältnisses von Demokratie und Gesellschaft. Die Kartografie der dynamischen Arena um das umstrittene Konzept Privatheit liefert empirische Erkenntnisse zu einem der meistdiskutierten sozialen Ordnungsmechanismen und zeigt, wie die politische Suche nach Lösungen angesichts der tektonischen Verschiebungen der Digitalisierung mit bestehenden Institutionen, Routinen und Ressourcen verbunden bleibt. Die Publikation präsentiert Ergebnisse des BMBF-Projektes "Kartografie und Analyse der Privacy-Arena", an dem die Disziplinen Soziologie, Rechtswissenschaft und Philosophie/Ethik beteiligt sind. ; Also available via the publisher: https://doi.org/10.19211/KUP9783862191079